ehepost 6
Eure Hochzeit ist inzwischen schon eine Weile her, und vermutlich hat sich euer Alltag als Ehepaar eingespielt. Ob ihr das nun als eher entspannend oder langweilig empfindet ist eine Typfrage.
Um einige Klärungen kommt aber keine Lebensgemeinschaft herum, zum Beispiel: Wer geht wann aus dem Haus zur Arbeit? Wann essen wir miteinander? Wann wird gekocht? Noch spannender: Wer kocht? Kauft ein? Macht die Wäsche? Und, erledigen wir alles gemeinsam oder doch lieber abwechselnd?
Genauso wichtig ist die Frage, wann und wie ihr gemeinsam Zeit miteinander verbringt. Und auch, wann jede und jeder Zeit für sich, für ein Hobby hat. Es lohnt sich, diese Dinge gut abzusprechen – und immer wieder zu überprüfen, ob die Absprachen für beide so noch passen.
Vor allem dann, wenn sich Lebensbedingungen ändern, muss vieles neu geklärt werden. Gibt es beispielsweise Veränderungen im Berufsalltag (da reicht schon eine Zeit, in der viele Überstunden angesagt sind – oder auch das Gegenteil: Kurzarbeit), hat das natürlich Auswirkungen auf den gemeinsamen Alltag zu Hause. Besonders große Veränderungen entstehen, wenn sich Nachwuchs einstellt. Alles, was gut geklärt ist und automatisch läuft, beugt dem Alltagsstress vor.
Das gilt erst recht, wenn es im Leben mal nicht so glatt läuft. Wer schon einmal täglich einen Angehörigen im Krankenhaus besucht hat, weiß, wie wohltuend es ist, Zuhause nicht um jede anfallende Arbeit Diskussionen führen zu müssen. Wenn ihr dann erfahren habt, dass ihr euch bei den alltäglichen Dingen auf euren Partner oder eure Partnerin verlassen könnt, ist es leichter, auch Tief-Zeiten gemeinsam zu überstehen.
Auch das ist Alltag: der tägliche Kleinkram, der sich einfach nicht von selbst erledigt – und womöglich auch vom Partner oder von der Partnerin einfach übersehen wird; die lästigen Angewohnheiten des oder der anderen, die mit der Zeit immer mehr nerven, wie zum Beispiel die vielzitierte offene Zahnpastatube, die nicht weggeräumten Schuhe oder auch die Kronkorken, die nach dem Flaschenöffnen einfach liegen bleiben.
Das Fatale daran ist, fängt man einmal an, sich darüber zu ärgern, regt man sich über diese Kleinigkeiten immer mehr auf – oft weit mehr, als es die Sache wert ist.
Was helfen kann: Vor dem nächsten Aufregung einmal tief Luft holen und sich fragen: Was an dieser Angewohnheit stört mich eigentlich? Auch wenn es sich manchmal so anfühlt, normalerweise will der Partner oder die Partnerin mich nicht persönlich treffen oder verletzen. Meist ist es eher so etwas wie die Macht der Gewohnheit. Es ist gar nicht so einfach, eigene Angewohnheiten zu ändern!
Wenn euch also eine Angewohnheit des Partners oder der Partnerin wirklich so sehr stört, werdet ihr viel Geduld aufbringen und die Sache immer wieder ansprechen müssen, bis sich etwas ändert. Das geht ihm oder ihr nicht anders.
Dabei sind das nicht selten genau die Eigenschaften, die ihr zu Beginn eurer Beziehung besonders attraktiv fandet. War es nicht genau dieses auch mal Fünfe gerade sein lassen-Lebensgefühl, das sie so anziehend fand? Doch heute nervt es einfach nur, dass er immer zu spät kommt. Gefiel ihm nicht immer ganz besonders ihr Stil und ihr individuelles Outfit? Und heute fragt er sich, warum sie immer ewig zum Anziehen braucht. Fühlte er sich nicht immer in ihrer legeren Wohnung so wohl? Und heute wirft er ihr insgeheim vor, dass sie wohl nie aufräumen gelernt hat...
Es wird sich auf Dauer nicht vermeiden lassen, dass wir auch über die weniger angenehmen Seiten unserer Beziehung reden. Zwar fällt es uns meistens nicht leicht, diese Themen so anzusprechen, dass es einen positiven Effekt hat. Doch das könnt ihr lernen und üben!
Ich liebe dich dafür, dass du anderthalb Stunden brauchst, um ein Sandwich zu bestellen.
Ich liebe dich dafür, dass du eine Falte über der Nase kriegst, wenn du mich so ansiehst.
Ich liebe dich dafür, dass ich nach einem Tag mit dir dein Parfüm immer noch an meinen Sachen riechen kann.
Und ich liebe dich auch dafür, dass du der letzte Mensch bist, mit dem ich reden will, bevor ich abends einschlafe.
Und das liegt nicht daran, dass ich einsam bin, und das liegt auch nicht daran, dass Silvester ist.
Ich verrate dir, warum ich heute Abend hierher gekommen bin: Wenn man begriffen hat, dass man den Rest des Lebens zusammen verbringen will, dann will man, dass der Rest des Lebens so schnell wie möglich beginnt.
Aus dem Film Harry und Sally
Unsere Zeit (und Kraft!) teilt sich auf viele Bereiche auf. Der Beruf fordert uns, der Haushalt, der Behördenkram, unsere Freunde, Kinder, Haustiere..... und Zeit für mich selbst brauche ich auch. Nicht immer bin ich damit zufrieden, wohin meine Zeit sozusagen verschwindet. Tauscht euch darüber aus – zum Beispiel mithilfe des Zeitkuchens:
Zuerst malt jeder für sich einen Kreis (= ein runder Kuchen von oben). Wie groß ist, geschätzt, das Zeitstück, das deinen Job umfasst? Die Arbeiten in Haus und Garten? Dein Hobby? Zeichne die Stücke ein! Wie groß ist das Stück Zeit für deinen Partner oder deine Partnerin?
Dann tauscht euch aus. Erzählt von eurem eigenen Kuchen, während der andere erst einmal zuhört. Mit welchen Stücken seid ihr zufrieden? Welche hättet ihr gerne größer oder kleiner?
Wenn ihr beide erzählt habt, überlegt: Wollt ihr etwas ändern? Was? Wie kann es gemeinsam gehen? Wie könnt ihr euch das gegenseitig erleichtern, was nicht zu ändern ist?
Zwischen
Beruf und Haushalt
PC und Waschmaschine
Aktenordnern und Kochtöpfen
Überstunden und Einkaufen:
Vergesst die Liebe nicht.
Zwischen
Kindern und Kumpels
Kinderwagen und Zeitung
Legosteinen und Fußball
Abholdienst und Training:
Vergesst das Liebste nicht.
Zwischen
Terminstress und Abhängen
Kalender und Fernsehsessel
Telefon und Chipstüte
Herumrennen und Wegdösen:
Vergesst das Lieben nicht.
Vergesst nicht
sie zu hegen und zu pflegen
sie wachzuhalten und ernst zu nehmen
an sie zu glauben und auf sie zu vertrauen:
Vergesst sie nicht, die Liebe.
Lucia Lang-Rachor
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